Timm Thalers Puppen by James Krüss

Timm Thalers Puppen by James Krüss

Autor:James Krüss [Krüss, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2006-12-12T07:19:52+00:00


oder

Wer nicht wirbt, stirbt

In den Tagen des Wohlstands ging durch die Büros der Werbeagentur Carl Henne (Werbespruch: Henne legt Ihnen goldene Eier) ein Raunen.

»Es kam ein Scheck von beinah zehn Millionen«, flüsterte hinter vorgehaltener Hand das Fräulein Siebecke, die Buchhalterin: »Mit der Post!« Im Munde der drei Lehrlinge der Firma handelte es sich sogar um zwölf Millionen Mark.

Und in der graphischen Abteilung war die Rede von einer

»märchenhaften Summe«.

Im Büro des Chefs aber, in dem der Scheck auf dem

Schreibtisch lag, handelte es sich um genau acht Millionen siebenhunderttausend Mark. Der Scheck war klein und grün und kam von einer Bank aus Tunis, Nordafrika, im Auftrage von SNA.

»Fräulein Siebecke! Siebecke!« Carl Henne, der den Scheck längere Zeit fast liebevoll betrachtet hatte, rief nach der Buchhalterin, und weniger später klopfte es, und die gute Siebecke, ein schmales Frauchen, huschte ins Büro. »Was für ein Scheck ist das hier, Siebecke? Wer oder was ist SNA?«

»Ich weiß es nicht, Herr Henne. Der Scheck kam

komischerweise mit der Post. Darf ich mal?« Fräulein Siebecke nahm den Scheck vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger, betrachtete ihn über den Rand ihrer goldgefaßten Brille und sagte dann: »Unten links steht mit Bleistift Cux geschrieben.«

»Cux?« Carl Henne runzelte die Stirn. Dann aber glättete sie sich wieder, und Carl Henne, ein elegant gekleideter großer Herr mit etwas Bauch, stand auf und sagte: »Cux also. Ein einprägsamer Name. Darf ich?«

Er nahm dem Fräulein Siebecke den Scheck ab und

betrachtete ihn auch, ebenfalls über den Rand der Brille, deren Gestell aus Horn war. Dann wiederholte er: »Cux also. Aber das x am Schluß gefällt mir nicht, ks ist besser. Cuks. Und da sich zwei k besser machen, ersetzen wir das Anfangs-C durch K: Kuks.« Carl Henne kickte das Wort wie einen hübschen runden kleinen Fußball vor sich her: Kuks. Und es gefiel ihm immer besser. »Ein solcher Name und dazu acht Millionen siebenhunderttausend Mark, Siebecke, das wird der Schlager der Saison oder der nächsten vier Saisons. Rufen Sie mir Oskar. Ich danke Ihnen.«

»Wofür, Herr Henne?«

»Für die Auffindung eines fabelhaften Markennamens,

Fräulein Siebecke: Kuks.«

»Erst abwarten, dann Tee trinken«, sagte Fräulein Siebecke.

Dann ging sie.

Carl Henne aber durchmaß mit sogenannten

raumgreifenden Schritten sein Büro und ward nicht müde, kuks zu sagen, kuks, kuks und immer wieder kuks.

Als Oskar kam, der Chef der graphischen Abteilung, sagte Carl Henne: »Wir haben einen Knüller mit zwei K, Oskar, und dazu beinah zehn Millionen Mark.«

»Gerüchteweise, Chef, hab ich das schon gehört. Aber was hat das mit zwei K zu tun?«

»Das Ding heißt Kuks, nach meinem Vorschlag mit zwei K

geschrieben. Was sagst du dazu? Kuks mit zwei K!«

Oskar von Sass, ein magerer mittelgroßer Mann mit sehr weißem Gesicht unter dem lichten Haar, horchte, statt gleich zu antworten, dem Lautgebilde nach, das ihm Carl Henne kickend zugeworfen hatte. Dann sprach er es vorsichtig aus:

»Kuks.« Wiederholte es ein wenig lauter: »Kuks.« Und sagte dann mit fester Stimme, in der die Zuversicht eines Erfolgs schon mitschwang: »Kuks, Chef, wird ein ganz großes Ding.«

»Nicht wahr?« Carl Henne atmete erleichtert aus. Denn daß die graphische Abteilung seiner Firma nicht nur fleißig,



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.